Von einem, der auszog, Wasserstoff zu tanken
Viele mit Fördergeldern errichtete Wasserstofftankstellen sind defekt
ix 35 FCEV – so soll zum Fahrzeug gwordene Zukunft Mobilität aussehen. Das FCEV hinter dem beliebten Hyundai ix bedeutet nichts anders als ,,Fuel Cell Electric Vehicle“ und beschreibt sehr treffend, um was es geht: Brennstoffzelle und Elektroantrieb. Da bleibt nur das Thema Wasserstoff an Antriebsnergie übrig. 20 Millionen Euro stellt das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur für den Ausbau eines Netzes an Wasserstofftankstellen zur Verfügung, weitere vier Millionen steuerte Baden Württemberg bei. Eigentlich eine gute finazielle Grundlage, um den Alternativantrieb Wasserstoff voran zu treiben. Wie es jedoch in der Realität aussieht, wollten wir einmal genauer wissen und baten die Hyundai-Presseabteilung, für einen Tag ein Fahrzeug zur Verfügung zu stellen, um die Fahreigenschaften, aber auch die Bedankung einmal zu testen
Pech gab es aber sofort in Frankfurt, wo die Hynudai-Presseabteilung sitzt. Dort sollte sich eine Wassertofftankstelle befinden, die nicht nur zum Tanken, sondern als Hntergrund für einige Fotos dienen könnte. Kurz vor dem Test dann die Hiobsbotschaft: Die Tankstelle sei defekt, ein Repraturtermin nicht absehbar.
Eersatzweise schlug man einen Test ab Neckarsulm vor. Von dort aus könnte man dann die Tankstelle am Stuttgarter Flughafen für Aufnahmen nutzen, hiess es. Der Brennstoff-Hyundai, das sei hier am Rande vermerkt, wurde per Anhänger nach Neckarsulm verbracht, weil sonst der Tank bereits vor Testbeginn fast leer gewesen wäre und es in Neckarsulm keine Tankgelegenheit gibt.
Nichts läuft ohne Begleitfahrzeug
Dann am Flughafen in Stuttgart, die nächste Überraschung: Auch diese Wasserstofftankstelle hatte ihren Betrieb eingestellt. Ein Taxifahrer, der in der Nähe auf Kundschaft wartete, schien sich darüber zu amüsieren: ,,Das ist schon länger so. Sie sind nicht der erste, der vergeblich hier war.“ Dem Smartphone sei Dank, ein Blick ins Internet sollte Aufschluss geben über den Standort der nächsten Wasserstofftankstelle im Raum Stuttgart. Neben der OMV-Tankstelle am Flughafen würde es noch eine EnBW–Tankstelle in der Talstrasse geben, die aber ebenfalls wegen Reperatur geschlossen war. Entnervt wurde das Projekt ,,Wasserstoff tanken“ aufgegeben und das Fahrzeug zum Übergabeort zurückgefahren. Gut, dass für den weiteren Transport dort ein Anhänger vorhanden war, denn mit der Restreichweite liess sich keine weitere Wasserstofftankstelle anfahren.
Doch das Erlebnis gibt Veranlassung beim Thema Wasserstoff einmal genauer hinzuschauen. Eine Karte im Internet listet die insgesamt 16 Wasserstofftankstellen deutschlandweit auf. Sieben davon sind in Planung. Drei weitere Wasserstofftankstellen werden als defekt gemeldet. Bleiben sechs Tankstellen übrig, die funktionieren sollten. Doch weit gefehlt: Auch die OMV-Tankstelle am Stuttgarter Flughafen war defekt. Damit steht fest: Die Lücken zwischen den einzelnen Tankstellen sind so gross, dass man real nicht mit einem Wasserstoffahrzeug durch Deutschland reisen kann.
Drehen wir einmal die Uhr zurück. Am 20.06.2012 verkündete Verkehrsminister Peter Ramsauer öffentlich, man wolle mit Vertretern der Industrie insgesamt 30 Wasserstofftankstellen für eine ,,bedarfsgerechte Infastruktur“ an Wasserstofftankstellen errichten. Der Bund stellte für das 50-Tankstellen-Programm eine Fördersumme von 20 Mio. Euro bereit. Am 30.09.2013 spricht man seitens des BMVI dann schon von 400 Tankstellen bis 2023 und am 29.09.2014 feiert sich die Politik bei der Eröffnung einer Multienergie-Tankstelle am Berliner Messegelände. Wieder ist die Rede von 16 existierenden Wasserstofftankstellen, alles nachzulesen auf der BMVI-Homepage. Aber kein Wort davon, wie viele wirklich arbeiten.
BMVI ignoriert die Situation
Einer, der dafür nichts kann, ist der ix35 FECV. Man mag schon fast Mitleid haben mit dem SUV, dem niemand Wasserstoff geben will. Doch er hat den Stoff, aus dem die Tagträume der Politiker sind, macht es durchaus Spass, sich darauf einzulassen. Von aussen unterscheidet er sich nur durch den Hinweis auf die Brennstoffzellentechnik im Schriftzug vom ,,normalen“ ix35. Die hintere Abdeckung der Reservradmulde steht ca. 2 Zentimeter höher, weil darunter jetzt die Wasserstofftanks Platz finden, die insgesamt 5,64 Kilogramm Wasserstoff speichern können.
Unter der Kühlerhaube, wo sonst Benzin oder Dieselaggregate ihren Dienst verrichten, befindet sich jetzt eine Brennstoffzelle, die Wasserstoff zur Stromerzeugung nutzt und dem 136-PS Elektromotor mit der so gewonnenen Elektrizität voran treibt. Bremsenergie wir genutzt, um eine zusätzliche Batterie zu speisen und den Verbrauch zu senken. 1,4 Kilogramm Wasserstoff auf 100 Kilometer soll der ix 35 angeblich verbrauchen, testen konnten wir es nicht. Bei der Übernahme zeigte die Armatur eine Reichweite von nur 300 km an statt der oftmals behaupteten 400 bis 600 Kilometer. Das mag aber an den äusseren Testbedingungen gelegen haben. Temperaturen unter dem Gefrierpunkt und auch die Heizung benötigt schliesslich Energie.
Ansonsten empfängt der Hyundai den Fahrer mit einem freundlichen ,,Welcome“ und dann kann es eigentlich schon losgehen. Zunächst ist einmal fast geräuschloser Fahrspass angesagt: Bei einem Drehmoment von knapp 270 Newtonmetern hat der Elektromotor leichtes Spiel mit dem SUV: In ca. 13 Sekunden überschreitet die Tachonadel die 100 km/h-Markierung, das Sechs-Gang-Automatikgetriebe schaltet ohne merklichen Leistungsabfallhoch bis zur Endgeschwindigkeit.
Wasserstoff zu tanken sollte ebenfalls keine besondere Herausforferung sein, der Vorgang gleicht dem des Tankens von Erdgas. Allerdings wird beim Wasserstoff mit Drücken von bis zu 700 bar operiert, bis 250 bar beim Autogas, um den Vergleich einmal zu führen, liegen lediglich Drücke von bis zu 15 bar an. Aber auspropieren konnten wir das leider nicht aus den bekannten Gründen.
Wurden Steuermittel verschwendet?
Welche Zukunft hat Wasserstoff als Antriebsenergie eigentlich? Ohne staatliche Förderung eigentlich keine, denn die Errichtung einer Tankstelle alein verschlingt Kosten in Millionenhöhe, der Betrieb und die Instandhaltung dürfte nach bisherigen Erfahrungen nicht in die Kategorie ,,günstig“ einzustufen sein. Bedenkt man, welche Einnahmen ein Tankstellenpächter bei den geringen Zulassungszahlen von Brennstoffzellenfahrzeugen generieren kann und berücksichtigt dann noch den hohen Anschaffungspreis sowie die durchschnittliche Lebensdauer eine Brennstoffzelle von 120.000 Kilometern, ist die Wasserstofftechnologie das tot geborene Kind einiger Politiker in grossen Umfang wird sie sich in den nächsten Jahrzehnten wohl kaum durchsetzen können.
Vor diesem Himtergrund erscheint es bedenklich, dass der Bund Steuermittel in Millionenhöhe in einen Energieträger steckt, für den es offensichtlich keine Infrastruktur gibt und es auch in absehbarer Zeit nicht geben wird.
Ähnliche Effekte könnte man in der Praxis mit der Weiterentwicklung von Autogas als Kraffstoff sicherlich effektiver und effizienter erzielen, wenn es man nur wollte. Doch Politiker bauen sich wohl lieber Wolkenckucksheime, als real existierendfe Möglichkeiten wie beispielsweise Autogas, weiter zu entwickeln. Anders lässt sich zumindest nicht erklären, warum mit Fördergeldern von Bund und Ländern aufgebaute Wasserstofftankstellen nicht in Betrieb sind. Oder hat man das Interesse an Wasserstoff längst wieder verloren wie die Millionen an Fördergeldern?