Im Gebrauchtwagen-Check: Kia Picanto
Unter Garantie ist dieser Kleinwagen sicher eine Empfehlung wert
Garantien sollen in erster Linie Neuwagenkäufer locken. Weil Kia aber gleich sieben Jahre gewähert, sind die Autos auch für Gebrauchtwagenkunden mit finanziellem Sicherheitsbewusstsein interessant. Da verkraftet man locker die kleinen Schwächen des Kleinstwagens Picanto. Mit der erschienenen zweiten Generation des Picanto hat Kia das Image als graumäusiger Billiganbieter endgültig abgestreift und gleich auch eine neue Version mit Autogas-Anlage angeboten. Es folgt unser Gebrauchtwagen-Check.
Sowohl optisch als auch bei den praktischen Tugenden kann der Kleinstwagen mit der europäischen Konkurrenz locker mithalten. Auch technisch sieht der Neue (Typ TA) gut aus – zumindest im Vergleich mit dem in dieser Hinsicht schwachen Vorgänger.
Der nur 3,60 Meter lange Picanto ist zum flinken Wuseln durch den Stadtverkehr gedacht. Trotzdem sind die Platzverhältnisse im Innern angesichts der geringen Abmessungen ordentlich. Selbst hinten lässt es sich auf Kurzstrecken aushalten. Eher beengt fällt hingegen der Kofferraum aus: Die 151 Liter liegen am unteren Ende des Wettbewerbsfeldes. Der konzeptionelle Fokus auf das menschliche Transportgut zeigt sich auch an der durchdachten und durchaus ansehnlichen Innenraumgestaltung. Kia hat dort spürbar Wert auf hohe Qualitätsanmutung und eine frische Atmosphäre gelegt. Durchaus flott und frech ist das Äussere geraten – der kleinste Kia setzt mit dynamischer Formensprache und der Abkehr von der Niedlichkeit des Vorgängers eigene Akzente.
Statt einer Diesel- gibt es eine LPG-Version
Motoren: Typisch für die Kleinstwagenklasse ist das Antriebsangebot beschränkt – auf einen kleinen Benziner. Und einen noch kleineren Benziner. Letzterer – ein 1,0-Liter-Dreizylinder mit 51 kW/69 PS – es reicht für den reinen Stadtverkehr aus. Wer längere Strecken über Land zurücklegt, fährt mit dem 63 kW/85 PS starken 1,2-Liter-Vierzylinder souveräner und nicht zuletzt ruhiger. Einen Dieselmotor gibt es, wie auch bei den meisten Konkurrenten, nicht. Allerdings haben die Koreaner ersatzweise ein offizielles Autogas-Modell im Programm. Als Grund-Triebwerk dient der 1,0-Liter Motor, den es in der LPG-Version mit 60 kW/ 67 PS gibt.
Bei der Integration des Gasantriebes ging man damals neue Wege: Die Gasanlage wurde so weit in das Gesamtkonzept des Fahrzeugs eingebunden, dass man das Gassteuergerät wie bei allen anderen Hersteller vergeblich sucht: Beide Betriebsarten, sowohl Gas als auch Benzin, werden von einem Steuergerät bedient. Kia ging mit dem LPG-Picanto neue Wege, indem die Kosten für die Gasanlage durch Serienfertigung und Verzicht auf ein zusätzliches Steuergerät für Gas drastisch gesenkt wurden.
Im Armsaturenbrett integriert bilckt man auf eine zuverlässig arbeitende Tankanzeige für Benzin und eine weitere für Autogas, damit man nie vergisst, das man ab und zu auch noch bei einer der gut 6.500 Autogas-Tankstellen vorbeischauen sollte.
Dass der Picanto dort jedoch ein eher selten gesehener Gast ist, liegt an der enormen Reichweite: 35 Liter Benzin und weitere 27 Liter Autogas an Bord reichen für mehr als 1.000 Kilometer. Auf 100 Klometer sollte sich der kleinste Kia gerade einmal 6,2 Liter Autogas laut Werksangabe genehmigen, im ,,normalen“ Strassenverkehr kommt er mit 7 Litern LPG locker hin, wer zurückhaltend fährt und überwiegend ausserorts die automatische Geschwindigkeitsregelung einsetzt, kann den Verbrauch auch deutlich unter 6-Liter-Grenze drücken.
Ausstattung und Sicherheit sind optimierngsfähig
Für die Kraftübertragung sorgt in allen Varianten serienmässig ein manuelles Fünfganggetriebe, den grösseren Benziner gibt es auch mit einer in dieser Klasse extrem selten Viergang-Wandlerautomatik.
Bei der Ausstattung wäre mehr möglich gewesen. Denn für 9.000 Euro gibt es nicht viel Auto. Angesichts des geringen Neupreises ist die Basisversion (,,Attract“) des Picanto lückenhaft ausgestattet. Immerhin sorgen sechs Airbags serienmässig für Sicherheit, ESP ist mittlerweile ebenfalls an Bord. In den ersten Jahren war der Schleuderschutz jedoch nur in höheren Ausstattungslinien zu haben. Apropos höhere Linien: ,,Vision“, ,,Edition 7″ und ,,Spirit“ lautet hier die grobe, über die Jahre immer wieder der angepasste Hierachie. Als ,,gut ausgestattet“ würden nur die beiden letztgenannten durchgehen. Dazu kommen einige attraktive Sondermodelle. Allen Fahrzeugen gemein ist die siebenjährige Garantie mit Kilometerbegrenzung, die sich auch auf den neuen Besitzer überträgt.
Qualität: Zählt der erste Kia Picanto (Typ BA) noch zu den grossen Sitzenbleibern bei der Hauptuntersuchung ist der neue – wenn schon kein Musterschüler – doch immerhin nicht in der Versetzug gefährdert. Achsaufhängung und Lenkung sind laut TÜV-Report bislang unauffällig, und auch die schwächelnde Auspuffanlage des Vorgängers tritt bislang nicht gehäuft auf. Leichte Abzüge gibt es jedoch für häufige Mängel bei der rüchwärtigen Beleuchtung vor allem für die anfällige Handbremse.
Fazit
Günstin im Erwerb und Unterhalt, dazu die Reperatur-Preisbremse durch die Langzeitgarantie – der Kia Picanto ist ein mehr als verfünftiges Stadtauto. Weil dank frischer Blechdesigns und modernem Innenraum auch die emotionale Seite bei diesem Kleinstadtflitzer stimmt, spricht wenig gegen einen Kauf aus Vorbesitz. Die Preise starten bei 5.000 Euro – bei Gebrauchten wohlgemerkt.
Quelle: Das AutoGas Journal