E-Bike-Motoren immer besser!
Radtour 2020
arrive-Herausgeber Willy Loderhose war wieder mit seinen Freunden auf E-Bike-Tour. An Ostsee und Schlei kam es zum grossen Motoren-Showdown und anschliessend zu einem denkwürdigen Monopoly-Match.
Vielleicht reden wir es uns ja nur ein, weil die Kraft langsam nachlässt – aber es scheint doch wahr zu sein: Das verhältnismässig neue Transportmittel E-Bike erlaubt selbst schwächer tranierten Ausdauerradlern lange Genuss-Touren, sorgt für mehr Spass und weniger kompetitive Verbissenheit.
Da die Dinger aber, wenn man sie nicht illegal aufmotzt, alle gleich schnell fahren, bleibt einer Herrenrunde wie der unseren immer noch die spannende Frage: Welche Motorisierung ist die beste? Zu diesem Zweck reiste diesmal jeder mit eigenem Material an: Eduard pilotierte sein cooles rotes Bulls e-MTB mit dem drenmomentstarken Motor des deutschen Autozulieferes Brose, Henning sein nagelneues Riese und Müller-Charger und Bernd einen Radon-Renner mit Bosch-Motor, während ich mit dem Yahama-Motor ausgestattetes Winora fuhr. Im Hinterkopf ich auch wieder den Shimano-Steps-Motor des gestesteten Storch-Protoypen – um die Créme de la Créme der E-Bike-Mittelmotortechnik komplett zu machen. Einen Nabenmotor hatten wir nicht dabei, denn die sind in der City auf gerader und kürzeren Strecken gut zu gebrauchen, wenn man aber 100 Kilometer und mehr am Tag zurücklegen will und dabei auch mal einen scharfen Ansteieg hatt … ach nö, lass mal.
Folgerichtig sind wir Mittelmotor-Fans, seit wir vor zwei Jahren in bayerischen Bergen und letztes Jahr in pfälzischen Weinbergen zu Gange waren – lahme Nabenmotoren kommen nicht in Frage.
Auf der grossen Schleife ging es über Kappeln, den Seglerhafen Maasholm, entlang der kniffligen Trails direkt an der Ostsee über die malerische Geltinger Birk weiter den Ostseeradeweg Richtung Flensburg und dann irgendwie quer durchs Land wieder zurück – da hätte ein allzu schwachbrüstiges E-Bike nicht mitgehalten So aber klappte alles gut. Alle Motoren hatten Drenmomente von über 70 Newtonmetern, Eduard Brose-Drive S sogar 90 – damit kommt man auch die giftigste Steigung hoch, vielleicht nicht im Eco-Modus, den jeder dieser Motoren bietet, aber mit etwas mehr Unterstützung immer.
Entscheidend auf solchen Touren ist natürlich nicht nur der Motor, auch die Akkuleistung. 500 Watt/Stunde sollte er schon schaffen, sonst könnte eine 100-Kilometer-Runde eng werden. Mein Yahama-Motor war zwar stark, hatte nur einen 400er-Akku, entsprechend sah ich mich gezwungen, einen Teil der Strecken im verbrauchsarmen Eco-Modus zu strampeln, was zwar gelang, aber etwas mehr Reserve hätte ich mir gewünscht.
Zu den Motoren selbst:
Fährt man schneller als 25 km/h, setzt bekanntlich die Unterstützung durch den Motor aus. Beim Bosch läuft das Getriebe weiter mit, es entsteht den Eindruck, der Motor bremst leicht ab.
Der Shimano-Steps 8000 regelt dynamisch je nach Pedaldruck des Fahrers die Tretunterstützung, während der als zuverlässig geltende Yamaha-Motor dem Bosch ahnelt.
Brose indes hat es geschafft, das Getriebe jenseits von 25 km/h von der Kurbel weitgehend zu enkoppeln, das Fahgefühl ähnelt bei diesen Geschwindigkeiten wieder dem unmotorisierten MTB, zudem ermöglicht der Flex-Mode eine Kombination aus drehzahl- und drehmomentgesteuerter Unterstützung, für ambitionierte E-Biker das Sahnehäubchen obendrauf.
Richtig ausspielen kann man solche Features allerdings vor allem in den Bergen – unser Touren-Terrain diesmal war ja eher dem Anlass angemessen: Ein grossartiges Jahrestreffen von vier Freunden, die zwar ausgiebig in die Pedale traten, in abendlicher Runde allerdings das eine oder andere Glas Wein genossen und zur später Stunde diesmal auch noch einen Spitzenrum vom perfekten Gastgeber Eduard kredenzt bekamen. Solcherart benebelt wurden wir nächstens zu Immobilenhaien: Nach Gefühlt mehreren Jahrzehnten hatten wir nämlich das Monopoly-Spiel wiederentdeckt und habe Angst, dass die Kumpels sich nächstes Jahr für meine Schlossallee-Hotel-Miet-Orgien füchterlich revanchieren werden.
Technische Daten E-Bikes
Shimano / Seps E 800
Gewicht
2,8 kg
Leistung/ Vmax.
50 W / 25 km/h
max. Drehmoment
70 Nm
Modi
3
Unterstützungsgrad
bis 300 %
Brose / Dive S Mag
Gewicht
2,9 kg
Leistung/Vmax.
250 W / 25 km/h
max. Drehmoment
90 Nm
Modi
4
Uunterstützungsgrad
bis 410 %
Yamaha / PW-X2
Gewicht
3,1 kg
Leistung/Vmax.
2.250 W / 25 km/h
max. Drehmoment
80 Nm
Modi
5
Unterstützungsgrad
bis 300 %
Bosch Perf. / CX Gen. 4
Gewicht
2,9 kg
Leistung/Vmax.
250 W / 25 km/h
max. Drehmoment
75 Nm
Modi
4
Uunterstützungsgrad
bis 340 %
Quelle: arrive
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