Kleine Klassiker können auch anders
Fiat-Chrysler steig spät in die Elektrifizierung ein – doch jetzt kommen zwei Zwerge, die Sinn machen. arrive besuchte sie in Ihrer Heimat, kurvte durch die Sehenswürdigkeiten von Bologna und genoss Tagliatelle al Ragu.
Sowohl der Fiat 500 als auch der Fiat Panda sind seit langem die wichtigsten Synonyme für erfolgreiche Kleinwagen – es gibt eigentlich niemanden bei jung und alt, der an eines dieser Autos irgenendeine lustige, meinetwegen auch weniger lustige Erinnerung hat. Nicht schnell, nie völlig fehlerfrei, der Gegenentwurf zu einer Luxuskarosse – und gerade deswegen von einem unfassbaren Charme! Das begann 1957 mit dem Ur-Cinquecento und fand 1980 mit der ,,tollen Kiste“, dem Ur-Panda eine würdige Fortzetzung – verbraucht haben die Zwerge nie besonders viel Treobstoff. Vielleicht ist das der Grund, dass man relativ lange keinen Grund sah, diese Wägelchen auch noch zu elektrifizieren, verschafften sie doch ihren Flottenkommandeuren in den jeweiligen Zeitaltern immer geringere Durchnschnittswerte als die anderer Flotten, in denen es von hubraumstarken PS-Protzen nur so wimmelte. Ein paar Unverdrossene, wie das Hamburger Autohaus Karabag, der holländische Autobastler Jerome Meijers und einige andere wagten sich an Kleinserien und Einzelstücke und bewiesen: Es geht. Fiat selbst hielt die Füsse stil – bis jetzt.
2020 ist das Jahr, in dem sowohl der 500 als auch der Panda elektrifiziert werden, zunächst kommen beide als sogenannte Mild-Hybrid-Hiybride, etwas später im Jahr sagt sich – endlich – der vollelektrifizerte 500 an. Die beiden ersteren Autos waren kürzlich für Autojournalisten in Bologna zu fahren und, um es kurz zu machen: Sie fuhren wie gewohnt. Wieselflink, wendig und unangestrengt düst man durch enge italienische Altstadtgassen, überfüllte Grossstadtkreisel, kurvige Landstrassen und wenn sein muss, auch mit deutscher Richtgeschwindigkeit 130 (oder auch mal deutlich schneller, aber ungemütlicher) über Autobahnen.
Man kann die beiden Autos leicht gemeinsam vorstellen – ihre Antriebstechnologie ist identisch. Als Verbrenner kommt ein komplett neuer Dreizylinder-Benziner zum Einsatz, der mit einem Riemen-Starter-Generator (RSG), der im 12-Volt-Bordnetz arbeitet, und einer Lithium-Ionen-Batterie kombiniert wird aus einem Liter Hubraum 51 kW (70 PS) generiert. Im Vergleich zum Vierzylinder-Benziner 1.2 8V mit 50 kW (69 PS) reduziert die MHEV-Technologie die CO2-Emissionen, ohne Abstriche bei der Leistungsfähigkeit zu machen. Das RSG-System realisiert darüber hinaus im Vergleich zu einem konventionellen Startermotor eine deutlich komfortablere, vibrationsfreie Funktionsweise der Start&Stopp-Automatik. Beide Hybrid Modelle erfüllen die zukünftige Emissionsklasse Euro 6d. Der sogenannte Riemen-Starter-Generator (RSG) ist über den Riemen mit dem Motor verbunden, der auch die Nebenaggregate antreibt. Das System rekuperiert beim Bremsen und im Schubbetrieb.
Nicht so viel Gas geben
Die so gewonnene elektrische Energie wird in einer Lithium-Ionen-Batterie mit einer Kapazität von 11 Ah gespeichert. Im Gegenzug unterstützt der RSG den Motor zum Beispiel beim Anfahren mit einer Leistung von bis zu 3,6 kW und übernimmt in der Start&Stopp-Automatik die Funktion des Startmotors. Der RSG ermöglicht es, den Motor schon bei einer Geschwindigkeit von weniger als 30 km/h abzuschalten und bei Bedarf unverzüglich und automatisch neu zu starten. Der Fahrer wird dazu durch ein entsprechendes Symbol in der Statusanzeige des Hybrid-Systems im Instrumentenfeld aufgefordert, den Leerlauf einzulegen. Dieses Fahren im Leerlauf nennt Fiat dann ,,Segeln“ – dabei übernimmt die Lithium-Ionen-Batterie die Versorgung aller elektrischen Verbraucher an Bord. Wir haben das ausprobiert und ja, es funktioniert, aber man braucht wirklich etwas Erfahrung, um im Rauhen Stadtalltag damit soviel Sprit einzusparen, wie der Hersteller verspricht.
Die Vorstellung, allein durch Rekuperation und das Segeln den Verbrauch drastisch zu senken, ist zwar schön, aber nicht praxisnah. Wer Sprit bwz. CO2-Emissionen einsparen will, muss seinen Gassfuss zügeln, aber das gilt ja eigentlich immer, für jeden Antrieb. In diesem Sinne ist der Mild-Hybrid-Antrieb der kleinen Fiat-Klassiker ein Verbote der ,,echten“ Elekrifizierung der Marke, die mit dem in Turin produzierten vollelektrischen Fiat 500 Mitte des Jahrers beginnen und die Emotionalität dieser knuffigen Klassiker auf eine Stufe bringen wird.
Technische Daten Fiat 500 1.0 Mild-Hybrid
Benzinmotor
Reihen-3-Zylinder-Benziner
Elektromotor
integrierter-Riemen-Generatorim im 12 Volt-Bordnetz
Systemleistung
51 kW
Drehmoment
92 Nm
Batterie
Lithium-Ionen
Höchstgeschwindigkeit
167 km/h
0-100 km/h
13,8 Sekunden
CO2-Emissionen
88 g/km
Länge x Breite x Höhe
3,57 m x 1,62 m x 1,48 m
Preis
ab 13.990 Euro
Technische Daten Fiat Panda 1.0 Mild-Hybrid
Benzinmotor
Reihen-3-Zylinder-Benziner
Elektromotor
integrierter Riemen-Starter-Generator 12 Volt-Bordnetz
Systemleistung
51 kW/70 PS
Drehmoment
92 Nm
Batterie
Lithium-Ionen
Höchstgeschwindigkeit
155 km/h
0-100 km/h
14,7 Sekunden
CO2-Emissionen
89 g/km
Länge x Breite x Höhe
3,68 m x 1,66 m x 1,63 m
Preis
ab 13.490 Euro
Quelle: arrive
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