Mirai heisst Zukunft
Wenn man nicht von der Modernität und Akualität des Wasserstoff-Brennstoffzellenantriebs wüsste, könnte man meinen: Der Toyota Mirai ist schon ein alter Hase. Ist er ja auch tatsächlich. Arrive fuhr nun das Fahrzeug auf ausgedehnten Autobahnen Westfalens.
Das Exotische Fahrzeug könnte heute eigentlich das Normale umweltfreundlicher Fortbewegung darstellen, wenn – ja wenn – man hierzulande nicht schon damals – also vor 4 Jahren – angefangen hätte mehr Wasserstofftankstellen in Deutschland zu bauen. Dann, genau dann, würden Fahrzeuge dieses Typs zum aktuellen Strassenbild in Deutschland wie selbstverständlich gehören. Tun sie aber nicht, womit wir genau an des Wurzels Problem sind, das zu beheben, sich die H2mobility, eine Gesellschaft hauptsächlich grosser Gas-Konzerne, sich nunmehr auf die Fahnen geschrieben hat. Gerade 52 Wasserstofftankstellen zieren die Routen deutscher Automobilisten: Bei einer Testreichweite des Mirai von 434 Kilometern wäre das aber ja bereits fast ausreichend. Wenn nicht, ja wenn es nicht häufiger mal Wartungsarbeiten oder Spülungen der Tankssysteme geben würde.
Für den Nutzer eines solchen Fahrzeugs heisst das dann: Vorher informieren, ob die anvisierte Tankstelle auch tatsächlich in Betrieb ist. Sonst hat man ein Problem, denn einen Reserve-Benzintank (wie bei Erdgas, Autogas oder Hybrid) gibt es hier nicht. Schade eigentlich, denn unser mit vollen H2-Flaschen war ein grandioser Feldversuch von dem, was technisch möglich ist – und dazu noch gleichzeitig höchst sinnvoll. Denn der Mirai (das Wort kommt aus dem Japanischen und heisst ,,Zukunft“; Anm. d. Redaktion) nutzt einen Brennstoffzellen-Antrieb, der die Brennstoffzellen-Technologie mit der Hybrid-Technologie kombiniert. Er umfasst eine von Toyota selbst entwickelte Brennstoffzelle-Einheit mit 2 unterflur installierten Hochdruck-Wassewrstofftanks, in die rund 5 Kilogramm Wasserstoff passen, und die dort mit 700 Bar hochkomprimiert auf ihren Einsatz warten.
Pluspunkt: Das angenehme Fahrgefühl
Das hört sich irgendwie gefährlich an, ist es aber nicht, denn Toyota hat sich viele Gedanken um’s Thema Sicherheit gemacht. Der Tank besteht aus einer Kohlenfaser-Aussenschale. Mechanische Fixierungen und zahlreiche Sensoren sorgen stets für Sicherheit beim Tanken und bei einem möglichen Unfall. Als zentrale Sicherheitsebene ist der Innenraum komplett vom Wasserstoffsystem abgeschottet, um zu verhindern, dass Wassersstoff in den Innenraum eintritt. Das Gas würde im Fall eines Lecks vielmehr nach und nach in die Atmosphäre entweichen. Entscheidend für den Mann am Lenkrad ist aber das Fahrgefühl: Mit ausreichenden 160 PS und einem Dremoment von 335 Newtonmetern ist erstmal für ordentlich Vortrieb gesorgt. Allerdings ist bei der Beschleunigung von 0 auf 100 km/h Geduld gefordert. Rund 9,6 Sekunden braucht der Mirai. Für den Durchschnittfahrer reicht das aber allemal aus.
Richtig futuristisch sind die hellen OLED-Anzeigen, die einem weit vorne die wichtigsten Daten liefern. Digitale Zahlen halten den Fahrer stets über Geschwindigkeit, Wasserstoffstand und vor allem die noch fahrbare Reichweite auf dem Laufenden. Als Tachometer und Multi-Informationsdisplay kommen dabei 4,2 Zoll grosse, hoch auflösende Flüssigkristall-Displays zum Eeinsatz. Hier wird in leicht ablesbarer Form eine breite Palette an Informationen dargestellt. Die anzuzeigenden Daten und Parameter lassen sich aus sechs Tabs auswählen (Fahrinformationen / Bedienoberfläche des Audiosystems / Bedienoberfläche des Fahrsystem / Warnhinweise / Einstellungen).
Auf dem Tachometer wird für uns die Fahrgeschwindigkeit in grossen Ziffern angezeigt. Neben den Standard-Modus bietet ein zweiter Modus die Möglichkeit, eine zusätzliche Nebenanzeieinzublenden, wo sich mit dem Vierfach-Schalter auf dem Lenkrad Informationen des Brennstoffzellensystems abruffen lassen. Dank der Anordnung des Cockpits mittig oben auf der Armaturentafel lassen sich Informationen mühelos ablesen, ohne den Blick des Fahrers vom Verkehrsraum vor dem Fahrzeug abzulenken.
Auffällig während der Fahrt ist ein leises Geräusch, dass wohl im Zusammenhang mit der Arbeit der Brennstoffzelle zu hören ist. Geschaltet wird das Auto übriegens wie ein Automatik-Fahrzeug.
Auch die Rückfahrten nach Bielefeld waren angenehm, weil der Fernlicht-Assistent (Automatik High Beam) vom Sensor der Kamera in der Windschutzscheibe gesteuert wurde, der wiederum die Umgebungs-Helligkeit erkennt und für optimale Sicht automatisch das Fernlicht aktiviert. Werden Scheinwerfer oder Rücklichter anderer Fahrzeuge oder Strassenlaternen erkannt, schaltet der Assistent automatisch auf Ablendlicht um. Bei unseren Pausen auf den Parkplätzen erwiesen sich die elektrisch heranklappbaren Aussenspiegel als praktisch, die jeweils automatisch beim Verriegeln und Öffnen der Türen betätigt werden. Geschaltet wird das Auto übriegens wie ein Automatik-Fahrzeug aus der Serienfertigung.
H2-Tankstellen sind viel zu teuer
Smartphones, die zum kabellosen Ladestandard kompatibel sind, lassen sich zuvor ganz einfach durch Ablegen im praktischen Smartphone Lade-Bereich in der Ablage der Mittelkonsole aufladen. Wer die zahlreichen Helfer nun zu schätzen weis, darf dann auch mal einen Blick auf das komfortable, mit viel Leder ausgelegte Interieur werfen. An den wenigen superteuren Tankstellen, von denen jede rund eine bis zwei Millionen Euro kostet, dauert der Tankvorgang hingegen etwa so lang wie das Tanken mit Diesel oder Benzin. Der Wasserstoff, der getankt werden muss, wird aber nicht direkt verbrannt, sondern wandert in die Brennstoffzelle, die nichts anderes ist, als ein elektrochemischer Energiewandler, der im Gegensatz zu Batterien aus der chemischen Reaktion von Wasserstoff und Sauerstoff elektrische Energie gewinnt und diese dann für den Vortrieb nutzt. Solange beide Stoffe zusammengebracht werden, produziert die Brennstoffzelle kontinuierlich Strom. Bereits jetzt kommt der grosse Pluspunkt der Zelle sofort zum Tragen: Sie arbeitet mit einem doppelt so hohen Wirkungsgrad wie ein Benzinmotor. Hinzu kommt der angemessene Preis an den 50 Zapfsäulen in Deutschland. Der beläuft sich auf zirka 9,50 Euro pro Kilogramm, was in etwa dem Preis von konventionellen Benzin entschpricht, wenn man das für die gefahrenen Kilometer pro 100 umrechnet.
Preis von 80.000 Euro noch zu hoch
Auf den Teststrecken zeigt sich der Mirai von seiner angenehmsten Seite. Denn wir hören so gut wie keine Windgeräusche, vom Antrieb selbst ist auch fast nichts zu hören. Selbst unebene Strassenbeläge sind für den wilden Japaner kein Problem. Die Federung ist spürbar weich. Wären jetzt nicht die wenigen Tankstellen in Deutschland da, der Mirai könnte eine erstklassige Reiselimousine oder Aussendienstlerkutsche abgeben. Und das angenehme Gefühl der Umwelt nur Gutes zu tun, fährt immer mit. Auf unseren Fahrten verbrauchten wir im Schnitt rund ein Kilogramm Wasserstoff por 100 Kilometer. Die Angaben von Toyota waren da etwas optimistischer. Den Normwert gemäss alter NEFZ-Messung gab der Hersteller seinerzeit mit 0,76 Kilogramm je 100 Kilometer an.
Wegen der wenigen Tankstellen und dem hohen Preis von zirka 80.000 Euro wurden bisher weltweit weniger als 4.000 Stück des Japaners verkauft. Nur rund 110 der Fahrzeuge fahren auf europäischen Strassen. Wollen wir also hoffen, dass die bis 2023 zugesagten 400 Wasserstoff-Tankstellen auch tatsächlich aufgestellt sein werden. Und der Preis des Mirai dürfte sich auch gerne noch etwas nach unten bewegen. Dann werden es sicher eines Tages mehr sein.
Technische Daten Toyota Mirai
Motor
Eelektromotor
Energie Übertragung
Wsserstoff-Brennstoffzelle
Leistung
113 kW / 160 PS
Max. Drehmoment
335 nm
0 – 100 km/h
9,8 sec.
Höchstgeschwindigkeit
78 km/h
Verbrauch Kg je 100 km
1 Kg Wasserstoff
Radstand
2.780 mm
Länge x Höhe x Breite
4.890 x 1.815 x 1.535 mm
Leergewicht
1.850 mm
Preis ab
79.450 Euro
Informationen
Quelle: arrive
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