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Autogas in der Schweiz

Fahrbericht Lada Vesta mit Autogas

Frischer Wind für den Wolga-Segler

Kein anderes Europäisches Auto dürfte wohl so ein verestigtes Image besitzen wie der Russische Lada. Technisch rückständig, verstaubt, und unbequem – das sind wohl die ersten Attribute, die vielen Fahrern in den Sinn kommen, sofern sie nicht Förster sind.

Denn die lieben den einfach gebauten Niva und machen ihn zu einer Art Bestseller der grünen Szene. Dass es auch ausgereifter geht, beweist nun auch der Veste, der technische Anleihen des Renault-Nissan-Konzerns verinnerlicht, zu dem Lada Bauer Awto-WAS seit geraumer Zeit mehrheitlich gehört.

Dennoch scheint nach unserem Test klar: So ganz an westliche Standarts reicht die super günstige Stufenhecklimousine mit 5-Gang-Schaltgetriebe noch nicht heran – noch nicht! Dafür muss sich der Halter, der das Fahrzeug mit Autogasanlage bestellt, auch keine Gedanken über Fahrverbote oder Dieselskandale machen. Und das ist doch ok!

Wir haben das Fahrzeug mit integrierter LPG-Anlage direkt von Lada Deutschland erhalten und waren überrascht. Das Interieur hat alles, was ein Mittelklassefahrzeug von der Stange braucht: Zum Beispiel – ganz wichtig – viel Platz, sowohl vorne wie hinten. Auch der Kofferraum ist mit 440 Litern ansprechend und sollte für die täglichen Einkaufs- und Arbeitsfahrten, aber auch kleinere Umzüge reichen. Bei umgelegter Rüchsitzbank und bis zur Fensterkante beladen kommt das Fahrzeug sogar auf satte 825 Liter.

Alltagstaugliches Arbeitstier

Die Serie hat zudem einiges zu bieten: beheizte Frontscheibe, Klimaautomatik, Licht- und Regensensor, Tempomat, Sitzheizung für Fahrer und Beifahrer, aber auch Parksensoren hinten und – nicht zu vergessen: das auffällig grosse Handschuhfach, in das mehr als nur der obligatorische ,,Lappen“ samt Eiskratzer reinpasst.

Mit 12.740 Euro plus Prins-VSI-II-Autogasanlage für 2.500 Euro ist der 4,4 Meter lange Vesta mit seinem 78 kW (106 PS), 148 Newtonmeter Drehmoment, dem 4-Zylinder-Reihen-Motor inklusive der Multipoint-Einspritzanlage ein fulminantes Arbeitstier, das optisch versucht, sich in die Mittelklasse westeuropäischer Modelle einzureihen. Eine Zahnstangenlenkung mit elektromechanischer Servolenkung, ein höhen- sowie längsverstellbares Lenkrad, das einen Airbag beinhaltet inklusive Sicherheitspaket mit Beifahrerairbag reichen für das durchnschnittliche Fahrgeschehen auf deutschen Strassen allemal. Wer allerdings etwas mehr Komfort haben möchte, sollte sich eher beim Wettbewerb umsehen.

Dem Sicherheitsempfinden des Durchschnittsbürger wird beim Lada mit dem 4-Kanal-ABS-System mit Bremsassistent (BAS) und elektonischem Sabilitätsprogramm in jedem Fall Genüge geleistet. Vorbei scheinen zumindest die Zeiten, wo sich die Sicherheit des Fahrzeugs auf möglichst viel Blech an den Seiten konzentrierte.

Problematisch wird es, wenn der Fahrer sprich Endverbraucher auf bestimmte Details achtet, die zum guten Ton auf deutschen Strassen gehören. Da wäre zum Beispiel die auffällig schwache Beschleunigung. Mit dem 1,6 Liter-,,old school“-Sauger wird das verstaubte Image des technisch rückständigen Ostblock-Fahrzeugs noch nicht gänzlich abgelegt und auch die Lautstärke in höheren Drehzahlbereichen ist auffällig, bisweilen störend beim Radiohören.

Zu dieser Kulisse trägt zusätzlich ein Pfeifen der Luftausdrittsdüsen an der Frontscheibe bei. Wenigstens wussten wir die Klimaautomatik bei unserem Ausfahrten zu schätzen, hatten frühere Modelle doch nur ein Kalt-Warm-Gebläse zu bieten. Allerdings auch beim Vesta fehlt noch der Feinschliff, weil die Drehregler leider ohne Temperatureinstellung arbeiten. Serienmässig dagegen sind Heizdraht und Sitzheizung für die Vordersitze durchaus lobenswert zu erwähnen.

Niedrige LPG-Kosten sorgen für Freude

Für leuchtene Augen an der Zapfsäule sorgen natürlich die Kosten pro Liter Autogas. Die liegen bei unserem Test im Durchschnitt bei 56 Cent pro Liter. Der Verbrauch mit der Prins-Anlage schwankt stark je nach Strassenlage, Beschaffenheit, Geschwindigkeit, aber auch LPG-Mischungsverhältnis. Dies pendelte bei unserem Test je nach Tankstelle 60 zu 40 Anteilen Propan/Butan und 95 zu 5. Bekanntermassen fährt es sich mit einem höheren Butananteil meist weiter. Der LPG-Verbrauch beim Vesta pro 100 Kilometer schwankte somit zwischen 5,9 und 8,6 Litern, im reinen Bezinbetrieb wurden dagegen auch schon mal 7,4 Liter pro 100 verzeichnet, sofern die Autobahn-Verhältnisse das bei Spitzengeschwindigketen von bis 179 km hergaben.

Unterm Strich bietet der Vesta mit dem genannten Preis – sofern die Ansprüche bescheiden bleiben – Einiges und kostet weitaus weniger als seine Wettbewerber Fiat Tipo (95 PS, ab 14.250 Euro) oder Skoda Rapid (90 PS, ab 15.690 Euro). Zudem gibt Lada Deutschland fünf Jahre Garantie, davon drei als Neuwagen- und zwei Jahre als Anschlussgarantie.

Ein weiterer Pluspunkt: Den drohenden Fahrverboten in deutschen Städten kann der Vesta lässig entgegensehen. Mit einer Euro6b-Schadstoffeinstufung droht dem Auto kein Fahrverbot, auch weil er die meiste Zeit mit Autogas unterwegs ist, das bei der Verbrennung so gut wie kein Russ und extrem wenig Stickstoffdioxide abgibt.

Mit Recht kann also der Awto-WAS-Konzern auf seinen neusten Westexport stolz sein, auch wenn noch nicht alles dem verwöhnten Westler gefallen dürfte. Interessanter noch könnte die angekündigte Kombi-Version des Vesta werden. Und die ganz hartnäckigen Fans dürften sich vielleicht auf das SUV namens X-Ray freuen, dass ursprünglich kommendes Jahr auf den deutschen Markt kommen soll. Das aber soll so ist aus dem Renault-Konzern zu hören, nun nicht mehr passieren, denn angeblich will man den Erfolg des Dacia Duster, der ebenfalls im Konzern produziert wird, nicht gefährden. Da dürfte der X-Ray wohl nur stören.

Quelle: arrive

Das Automagazin für die Zukunft der Mobilität

Fahrzeugangaben über den Lada Vesta:

Fahrzeugtyp/Klasse

Stufenhecklimousine

Antrieb

Frontantrieb

Hersteller/Vertrieb

AwtoWAS Konzern/mehrheitlich Renault-Nissan

Leistung

106 PS / 78 kW

Reichweite LPG

500 km (Herstellerangabe)

Reichweite Benzin

797 (keine Herstellerangaben für LPG)

Reichweite/Test

816 km Benzin + 453 km LPG

0 auf 100 KM/h

11,9 sec.

Mögliche Höchstgeschwindigkeit

180

Kraftstoff

Benzin, Autogas

Leergewicht/max. Zuladung

1250/1670 kg

Länge/breite/Höhe

4,4/1,76/1,49 m

Anzahl Personen

5

Stauraum/Zuladung

440l

Webseite/weitere Infos

arrive-magazin.com und lada.de

Preis inklusive Autogasanlage

U 15.240,00 Euro

arrive Bewertung

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