Der neue Lada Granta 1,6 im Langzeittest des AutoGas Journals
Nach dem Ende des Artikels befinden sich noch Technische Angaben über das Testfahrzeug
Mit ausgereifter Standardtechnik den notwendigen Qualitätssprung vollzogen
Am Granta Lada scheiden sich die Geister. Während der altgediente Russe stets gar nicht das Image von Rustikalität und Unverwüstlichkeit der Familienmitglieder Niva bzw. Urban teilte, versuchte er sich an einem anderen Weg. Dieser orientierte sich immer an den anspruchsvollen Fahrwünschen einer wachsenden Mittelschicht in Europa. Allerdings mit mässigem Erfolg. Mit dem neuen Granta nun, den wir als Testfahrzeug mit selten nachgefragtem Automatikgetriebe ein halbes Jahr fahren druften, scheinen sich die Widersprüche weiter zu verstärken. Während er beim Desgin immer noch dem längst vergangenen Charme des Ostblocks huldigt, schickt er sich technisch an, die erste Riege der Mittelklasse-Fahrzeuge in Westeuropa zu erobern.
Allerdings darf man dabei nicht den Denkfehler begehen, die technischen Features seien aus dem PSA-Konzern (Renault, Nissan etc.), nur weil der bei der Lada-Mutter AwtoWas im russischen Toljatti nun stark beteiligt ist. Mitnichten. Regensensor, Funkferbindung und Zentralverriegelung sind alle ,,Made in Russia“. Und jetzt, nach dem halbjährlichen Langzeittest können wir mit Fug und Recht sagen: Der Granta kann mit anderen Mittelklasse-Limousinen bei weiter wachsenden Ansprüchen des typischen Mittelklasse-Fahrers absolut mithalten.
Wir können aber vorab noch mehr sagen. Die technische Reife mehrerer Features, die aus den Regalen des AutoWAS-Konzerns entstammen, tun dem Fahrzeug gut. Unser Test führte das Fahrzeug 26.426 Kilometer im Sommer und Winter über Landstrassen und Autobahnen. Es gab es keine technische Ausfälle, nicht beim Motor, aber auch nicht bei den rustikalen Scheibenwischern, die bei älteren Lada-Modellen schon mal ganz gerne nach 10.000 bis 25.000 Kilometern im Geschwindigkeitsrausch abbrachen.
Zudem würde man dem Russen mit teilfranzösischer Führung unrecht geben, wenn man ihn in die Ecke der Gestrigen einordnen würde. Er besitzt Beachtenswertes, über das man nachdenken sollte: Mit 13.710 Euro inklusive Prins-VSl ll-Autogasanlage ist er mit seinen 72 kW (98) PS und dem 4-Zylinder-Reihen-Motor inklusive der Mulitpiont-Einspritzanlage mit Bosch / lTELlMA-Komponenten ein fulminates Alltagstier, dass auch mit Steigungen keine echten Probleme hat. Die Zahnstangenlenkung mit elektromechanischer Servolenkung und einem Lenkrad, deas einen Airbag beinhaltet, der das Sicherheitspaket mit dem Beifahrerairbag abrundet, tun ihr übriges. Das 4-Kanal-ABS-Sytem mit Bremsasistent (BAS) und elektronischem Stabilitätsprogramm ergänzen das Standart-Sicherheitsprogramm und zeigen, dass der Granta absolut auf der Höhe der Zeit liegt.
In der Luxus-Ausführung ist er der günstigste seiner Art
Zweifelsohne ist er in der Kategorie der Mitelkasse-Limousinen – und zwar mit der im Test gefahrene Luxus-Ausstattung – der günstigste seiner Art. Pragmatiker, mit dem Hang zum finanziell Machbaren, erhalten damit ein voll funktionsfähiges Fahrzeugmit mit kleinen Technischen Raffinessen, so dass man als preispewusster Kunde unterm Strich seienesgleichen nur noch unter den französischen und rümänischen Fahrzeugen (also beim Dacia) annäherungsweise findet. Dank des konventionellen Motors mit Nissan-Anleihe beschränkt sich der Benzinverbrauch (kombiniert) laut technischer Fahrzeugdaten auf 7,1 Liter.
Das sollte aber dem geneigten Fahrer immer noch zuviel sein. Allerdings ist er im Verbrauch auf der Landstrasse mit 5,1 Litern dafür umso sparasmer. Aber es geht noch günstiger. Und zwar mit der Nachrüstung einer Prins-Autogas-Anlage, die vom Entwicklungs- und Umrüstzentrum AAX Alternative Antriebssysteme Xanten für Lada Deutschland durchgeführt wird. Allerdings ist die Anlage inklusive Umrüstung nicht ,,geschenkt“. Das Fahrzeug ist zwar als Neufahrzeug-Variante direkt beim Lada-Händler bestellbar, LPG-Anlage inklusive Umrüstung schlagen aber mit 2.500 Euro Mehrkosten zu Buche. Die müssen erstmal ,,herausgefahren“ werden über den günstigen LPG-Preis.
Dafür bleibt aber die Fahrzeuggarantie erhalten. Ein Pluspunkt, den man nicht unterschätzen sollte. Mit Autogas verbrauchte unser Granta mit Automatik-Getriebe zwischen 9,6 und 13,1 Liter auf 100 Kilomter – je nach Fahrweise – und erzielte damit Spritverbrauchkosten, von denen die Besitzer anderer deutscher Mittelklasse-Limousinen nur träumen können. Gasbetrieb und Einsatz auf Autobahn harmonierten problemlos, der Motor liess sich im Gasmodus auch im hohen Drehzahlbereich niemals aus der Ruhe bringen.
In Punkto Konnektivität und Assistentenzsysteme muss der Granta in Zuknuft aber noch aufholen. Immerhin: Der Rückfahrassistent piept zuverlässig beim rückwärts einparken und der Regensensor verrichtet seinen Dienst sobald der erste Tropfen die Frontscheibe erreicht. Features, wie elektronisch verstellbare Seitenspiegel sind im Luxus-Paket des Granta inklusive, andere dagegen wie die Anhängerzugvorrichtung (690.-) oder Verdunklungsfolie für die Heck- und Seitenscheiben hinten (340.-) kommen auf Wunsch kostenpflichtig dazu.
Auf der Autobahn beschleunigte der Granta zielstrebig und war lediglich in der Geräuschentwicklung etwas gewöhnungsbedürftig. Nach wenigen Kilometern verflüchtigte sich diese Kulisse aber und der Motor lief recht ruhig. Auf der Landstrasse machte der Granta eine ebenso ansprechende Figur und schnurrte seine Kilometer bedächtig herunter.
Fazit
Die Akzeptanz des Granta dürfte in Zukunft steigen. Zu wünschen wäre es dem Modell, denn das Fahrzeug hat sich bravourös über mehrere Monate im Test verhalten und sucht gemessen am Preis-Leistungs-Verhältnis sinesgleichen. Die 98 PS leisten ausreichend Vortrieb und der Verbrauch hält sich preislich wacker in einem Bereich, bei dem sich die Autogasanlage schon nach zwei Jahren amortisiert hat.
Quelle: Das AutoGas Journal
Technische Daten des Testfahrzeugs
Lada Granta 1,6 L mit 16 V, 4-Gang-Automatik-Getriebe, Stufenheck
Abmessungen und Gewichte:
Länge: 4260 mm
Breite: 1700 mm
Höhe: 1500 mm
Leergewicht (mit Fahrer): mind. 1080, max. 1140 kg
Getriebe: Automatk, Luxus-Ausführung
Einspritzanlage: Mulitpoint
Koverraumvolumen: 420 Liter
Hunbraum: 1.596 cm3
Kraftstoffverbrauch (Benzin Super bleifrei, 95 ROZ, Herstellerangaben)
kombiniert 7,1 Innerorts 9,9 ausserorts 5,1
Schadstoffeinstufung: Euro 6
Tankinhalt Benzin: 50 Liter
Tankinhalt Autogas: max. 52,5 Liter im 66 Liter Radenmuldentank
Tank-Produzent: Stako
Kraftstoffverbrauch
(Autogas unterschiedliche Propan/Butan-Gemische, Herstellerangaben)
Kombiniert 9,2 L, Innerorts 12,9 L, Ausserorts 7,2 L
CO2-Ausstoss: 148 g CO2 g/km
Testverbrauch
Benzin: je nach Fahrweise und Terrain zwischen 5,2 und 10,5 Liter/100 km
Autogas: je nach Fahrweise und Terrain zwischen 7,6 und 14,2 Liter/100 km
Preis des Fahrzeugs (nur Benziner, Stufenheck-Ausführung) 11.210 Euro
Aufpreis Prins-Autogasanlage VSl ll mit Radmuldentan, ink. Umrüstung: 2.500 Euro
Standard bei 16V-Modellen (Luxus):
Zentralverriegelung, Funkfernbedienung (nur bei Luxus-Version) Regensensor (nur bei Luxus-Version), Sitzheizung
Motor:
4-Zylinder-Reihenmotor, vorne quer eingebaut mit elektronischer Kraftstoffeinspritzsteuerung, Emissionsklasse Euro 6
Verdichtung 11,0
Leistung kW/PS 72,0 kW / 98 PS mei 5.600 U/min
Max. Drehmoment Nm 145 bei 4000 U/min
Fahrleistungen:
Beschleunigung 0-100 km/h im Test: 12,9 Sek.
Höchstgeschwindigkeit laut ,,Technische Taten“: 169 km/h
Höchstgeschwindigkeit im Test: 175 km/h
Quelle: Das AutoGas Journal