Lada hat den Geländeklassiker stadtfein gemacht
Seit fast 40 Jahren kraxelt der Lada Taiga (bis vor einigen Jahren noch Viva) durch jedes Gelände. Ein bekannter Anblick – ob im Schwarzwald oder am Schwarzen Meer, ob im Herz oder Sibirien. Allerdings wird er in der Regel von Förstern, Jägern oder Landwirten gefahren und gescchätzt. Das soll jetzt anders werden: Lada stellte eine stadtfeine Version unter dem bezeichnenden Namen ,,Urban“ vor, der auch auf dem Boulevard eine gute Figur machen soll. Wir fuhren den Urban, ausgerüstet mit einer Gasanlage von Prins.
Viel ist in den 39 Jahren seit seiner Vorstellung über den Lada Taiga, früher Niva, geschrieben worden. Verwöhnte Autotester bekrittelten ihn, die Praktiker in Feld und Wald lobten ihn. Klar, wenn man ein paar Tage vorher einen Range Rover (Neupreis je nach Ausführung zwischen 100.000 und 200.000 Euro) gefahren hat, dann ist der Fahrgenuss im Taiga (Neupreis 11.990 Euro) nicht ganz so erhebend. Tatsache ist, dass sich der zeitlose Russe eine treue Fangemeinde erobert hat. Und wenn es nach dem Willen von Lada geht, soll diese Gemeinde jetzt noch einmal kräftig wachsen. Nach der Wildnis will der Urban jetzt auch die Stadt erobern.
Dafür hat man im Lada-Werk in Togliatti (der nicht russisch klingende Name geht auf den italienischen Kommunisten Togliatti zurück) den rustikalen Taiga auf stadtfein getrimmt. Er bekamm neue Kleider in Form eine eines neu gestalteten Kühlergrills, dazu modernere Stossstangen und gefälligere Lackierungen. Ausserdem eine Reihe Komfortextras, als da sind: bessere konturierte Sitze, elektrische Fensterheber, elektrisch verstellbare und beheizbare Rückspiegel, Sitzheitzung und Cupholder vorn. Das Grundkonzept blieb unangestastet: permanenter Allradantrieb mit zusätzlicher Geländeüberzetzung und einer Differenzialsperre – damit auch bei Schneesturm oder Erdrutsch die lieben Kleinen pünktlich im Kindergarten oder in der Schule sind. Viele SUV-Fahererinnen und -Fahrer schätzen ja an diesem Autokonzept weniger die Gländegängikkeit als die hohe Sitzposition.
Mit 1,3 Tonnen ist der Urban ein Leichtgewicht
Beim Anlassen kann sich der Urban-Besitzer wie ein Porschefahrer fühlen. Beide haben das Zündschloss auf der linken Seite vom Lenkrad. Dann hören die Gemeinsamkeiten aber auch schon auf. Unüberhörbar werkelt der ebenso betagte wie bewährte Vierzylinder – die Grunkonstruktion stammt noch aus der Zeit der Zusammenarbeit mit Fiat – unter der Haupe, die Gänge des Fünfgang-Getriebes müssen energisch und mit kräftiger Hand eingelegt werden. Dreht man die Gänge halbwegs aus – aus akustischen Gründen schaltet man ohnehin lange vor dem rotem Bereich des Drehzahlmessers – kann man in der Stadt (Nomen Urban est Omen) gut im Verkehr mitschwimmen.
Immerhin stellt der Vierzylinder bei 5.000 Umdrehungen 83 PS (61 kW) zur Verfügung, und die Techniker haben es geschafft, dem Motor gute Abgas-Manieren in Form der Einstufung in die Schadstoffklasse Euro 6 beizubringen.
Mit 1,3 Tonnenist der kompakte Urban auch fast ein Leichtgewicht. Dank der hohen Sitzposition haben Fahrer beziehungsweise Fahererin (Stichwort Kindergartentaxi) stets eine gute Übersicht. Auf der Landsrasse ist man nicht so schnell in Gefahr, wegen Überschreitung der zulässigen 100 km/h in Deutschland geblitzt zu werden – alles hat eben auch seine guten Seiten. Die Autobahn ist eher nicht das Revier des Urban. Zwar gibt Lada als Höchstgeschwndigkeit 137 km/h an, doch ab 120 wird es auf die Dauer unangenehm laut.
Dass ein Geländewagen-Clon sich anders fährt als eine ,,normale“ Limousine, wird spätestens klar, wenn der Urban allzu forsch um die Ecken gescheut wird. Der kurze Radstand und der hohe Schwerpunkt fördern die Seitenneigung und mahnen zur Vorsicht. Sportliches Fahren oder Kurvenräubern ist also nicht die Stärke des Urban, aber dafür ist er auch nicht gedacht. Und wo in der Stadt lässt es sich denn auch sportlich fahren oder Kurvenräubern?
Nach dem Einkaufsbummel werden die Tüten im Kofferraum verstaut. Er fasst 260 Liter, wird die Rückbank nach vorn geklappt, werden es 500 Liter, und bis zum Dachhimmel stehen sogar knapp 1.000 Liter Stauraum zur Verfügung. Das dürfte für den Wochenend-Einkauf oder die Fahrt zum Gartecenter reichen.
Autogas-Anlage von Prins amotisiert sich schnell
Der Stopp an der Tankstelle geht weniger ins Geld als befürchtet. Natürlich muss der Allradtechnik und der in die Jahre gekommenen Technik Tribut gezollt werden: Ein Auto mit zwei angetriebenen Achsen ist immer durstiger als ein Fahrzeug mit lediglicheiner Antriebsachse. So nimmt sich der Urban je nach Fahrweise zwischen 9,5 unnd 11,5 Superbenzin. Das ist in Zeten von 6-Liter Autos sicher eine ganze Menge, für einen SUV aber durchaus vertretbar. Wobei die wundersamen Niedrig-Verbräuche oft nur dem Papier existieren, in der Praxis zeigen sich oft eklatante Überschreitungen dieser theoretischen Werte.
Aber jetzt kommt der Autogas-Antrieb ins Spiel. Für 2.850 Aufpreis auf dem Listenpreis von 11.990 Euro liefert Lada den Urban mit einer Prins VSI 2.0-Anlage aus. Erstaunlicherweise ist der LPG-Verbrauch (je nach Fahrweise zwischen 10,5 und 12,5 Liter) nur etwa einen halben Liuter höher als der Benzinverbrauch, so dass sich der Mehrverbrauch je nach dem überwiegenden Einsat des Fahrzeugs, der individuellen Fahrweise und der Benzinpreisentwcklung nach 30.000 bis 40.000 Kilometer amortisiert hat. Dazu kommt der Mehrwert beim Wiederverkauf des Fahrzeugs. Beim Fahren war kein Unterschied zwischen Benzin- oder Gasantrieb zu spüren. Nach dem Start sprang der Motor nach etwa 800 Metern auf Gasantrieb um, bei Aussentemperaturen zwischen vier und sieben Grad.
Montiert wird die Gasanlage von der Firma ,,Alternative Antriebskonzepte Xanten“ (AAX) in Xanten am Niederreihn. Bei der Montage wird der 60-Gastank unter dem Heck als Unterflurtank montiert, die Auspuffanlage wird geändert und um den Tank herumgeführt. Bei 60 Liter Bruttoinhalt und entsprechend 48 Liter netto ergibt eine Reichweite von gut 400 Kilometern. Während Lada auf den Urban eine Garantie von zwei Jahren gewährt, gibt AAX auf die Prins-Gasanlage sogar drei Jahre Grantie.
Fazit
Der Klassiker Taiga im modernen, städtischen Outfit als Urban dürfte als preiswerter kleiner SUV seine Liebhaber auch ausserhalb von Feld und Wald finden. Das Design ist schon fast klassisch zeitlos, die Technik bewährt, die Verarbeitung in Ordnung, und mit der LPG-Anlage von Prins lässt sich das Auto erfreulich sparsam bewegen.