Fahrbericht: Der Ford Fiesta LPG als Werkslösung
Leider war nichts zu finden auf der Homepage www.ford.ch über den neuen Fiesta mit einer eingebauter Autogasanlage.
Am besten erkundigt man sich auf der Homepage www.ford.de über den Fiesta mit Autogas ob auch dieses Modell mit Autogas über Ford Schweiz erhältlich ist.
Kleinwagen mit Langstreckenpotential
Der Ford Fiesta ist seit seiner Markteinführung im Jahr 1976 mittlerweile in seiner siebten Generation unterwegs, allerdings brauchten die Kölner mehr als 35 Jahre, um den Kleinwagen mit umweltschondem Autogas auszurüsten. Das AutoGas Journaltestete die Werkslösung, die offiziell von Ford entwickelt wurde und über die Händler zu ordern sind.
Ford Kampfansage an den Diesel heißt seit 1009 Autogas und wurde 18 Monate zuvor von Ford und Gasanlagenhersteller BRC entwickelt. Es handelt sich um eine Werkslösung und wird mit zweijähriger Werksgarantie offiziell über die Ford-Händler vertrieben. Auf den ersten Blick unterscheidet sich unser weißer Testwagen, Jahrgang 2013, nicht von seinen häufig anzutreffenden Brüdern auf der Straße, doch beim Blick auf das Heck offenbart ein kleines LPG-Schild seine inneren Qualitäten. Die auf Luxus getrimmte Titanium Variante verfügt über vieles was das Herz begehrt und der Gelbeutel hergibt. Technisch sichern ABS, ESP, ASR und weitere Abkürzungen den Fahrer vor dem Ernstfall ab. Im Innenraum sollen eine manuelle Klimaanlage, Sitzheizung, Licht- und Regensensor, beheizbare Frontscheibe, elektrische Helfer bei Fenstern, Spiegeln und Lenkrad, Außentemperaturanzeige und noch viel mehr das Leben leichter machen. Weil es Nachts immer so dunkel ist, leuchten rote LED’s dezent den Weg zu Getränkehalter und Handschuhfach. ein nettes Design-Gimmick, mehr aber nicht.
Von biederer Tristesse der Anfangsjahre ist der neue Fiesta heute Lichtjahre entfernt. Das Cockpit wirkt geradezu futuristisch, erschließt sich einem aber auch erst auf den zweiten Blick, eine Vielzahl gleich ausschauender schwarzer Tasten in der Mitte erschweren die Bedienung, allerdings kann das Lenkrad mit einer einfach zu bedienenden Radio- und Telefoneinstellung punkten, dazu gibt es auch Sprachfunktion. Das Frontgestühl lässt auch groß gewachsenen Mitteleuropäern genügend Raum, allerdings wird es dann eng im Fond, die Beinfreiheit wird zu Mangelware. Die Sitze sind gut konstruiert, und gefallen mit einer sportlich angehauchten Seitenführung, die auch noch auf langen Strecken für entspanntes Sitzen sorgt. Beim Blick in die Mittelkonsole fällt auch ein charmant eingefasster Schalter für die Gasanlage auf, gleich daneben eine AUX- und USB-Schnittstelle und ganz entgegen des Mainstream sogar ein Zigarettenanzünder.
Voll alltagstauglich mit 92 Pferdestärken
Ein paar Minuten nach Fahrantritt warten wir auf ein Ruckeln oder Klicken, doch wir bemerken nichts. Unbemerkt schaltet die Fahrzeugelektronik vom Benzin- auf Autogasantrieb um. Von reduzierter Leistung keine Spur, auch manuelles Umschalten von Autogas zu Benzin und wieder zurück offenbart dem Fahrer keine erkennbaren Leistungsunterschiede. Der 1,4 Liter bivalente DOHC-Vierzylinder-Motor besitzt zwar augenscheinlich mit 92 PS genügend Leistung, doch bescheinigen wir ihm damit noch keine Sportlernatur bei 4.300 U/Min. befähigen eher zu zügigen Art der Fortbewegung. Schaltfaule Chauffeure finden am Fiesta in der Stadt schnell Geschmack, da der kleine Kölner schon ab 40 km/h niedertourig problemlos in vierten Gang gefahren werden kann. Über Land und auf der Autobahn braucht er ein bisschen, um in Schwung zu kommen. Bei der Reisegeschwindigkeit von 130 bis 140 km/h bleibt er auf langen Strecken erstaunlich ruhig in seinem Element, eine Tatsache die man dem kleinen Motor anfangs nicht zugetraut hätte. Mit einer Höchstgeschwindigkeit von 175 km/h werden auch ganz Eilige zufrieden sein, doch entsprechen solche Werte heute nun wirklich nicht mehr dem Alltagsgebrauch.
Zu hoher Verbrauch während der Testfahrt
Ford attestiert einen Durchschnittsverbrauch von 7,0 Liter Autogas und 6 Liter Superbenzin, wir packen im stressigen Testbetrieb noch einen Liter oben auf, dennoch geht es sicher sparsamer. Mit 33 Liter LPG im Reserveradmuldentank kommt man dabei rund 400 Kilometer weit, mit weiteren 42 Litern im Benzintank erreicht man mehr als die doppelte Distanz, Verhältnisse wie beim Diesel. Der Platz im Innenraum und der LPG Tank der Reserveradmulde fordern ihren Tribut im Kofferraum, der mit 281 Litern nicht gerade üppig ausfällt, aber dennoch gut zu beladen ist. Klappt man die hinteren Sitze nach vorne erweitert sich das Volumen auf 965 Liter, sodass es auch für den größeren Einkauf bei einem schwedischen Möbelhaus reichen sollte.
Einzig die beheizbare Frontscheibe fiel im Test durch. Die feinen Drähte ziehen sich im Zickzackmuster über die gesamte Scheibe und fallen in der Dunkelheit unangenehm auf. Das einfallende Streulicht entgegenkommender Fahrzeuge erinnert an schlecht geputztes Glas. Da die warmen Tage in Deutschland überwiegen, bietet das ,,Winterpaket“ hier mehr Nach- als Vorteile.
Bleibt letztlich noch die Frage nach dem Preis. Der Wagen kostet in der getesteten Titanium-Ausstattung 18.200 Euro, eine stolze Ansage für einen Kleinwagen. In der günstigsten Ausstattungsvariante Trend sind es nur noch 16.090 Euro. Vergleichbare Benziner-Modelle mit 100 PS und den neuen 1,0 Liter EcoBoost-Motoren liegen rund 1.000 Euro drunter, genehmigen sich aber auch teures Superbenzin. Der Aufpreis für den bivalenten Autogasantrieb bleibt noch gerade im Rahmen und durch die verlängerte Steuerbegünstigung des LPG langfristig kalkulierbar. Im Fazit ist der Fiesta LPG ein gutes Auto mit einer Top-Ausstattung für dieses Fahrzeugsegment. Ob Stadt, Landstraße oder Autobahn, die Alltagstauglichkeit fällt überall positiv auf.
Quelle: Das AutoGas Journal