Sommer- und Wintergas in der Diskussion
Quelle: Das AutoGas Journal
Unterschiedliche Mischung nicht Ursache für Mängel
Im November wurde an den Tankstellen wieder die Gasmischung auf Winter umgestellt, im Sommer fahren wir überwiegend 60 % Butan und 40 % Propan, im Winter umgekehrt. Doch bei diesem Thema scheiden sich die Geister. Während die einen dahinter lediglich Geldschneiderei vermuten, halten es andere für notwendig, um im Winter unbeschwert Autogas nutzen zu können. Fakt ist, dass man ausserhalb Deutschlands mit den Mischverhältnissen nicht so eng sieht.
In der Schweiz, in England und den USA fährt man sommers wie winters mit einem Propananteil, der höher liegt als 80 % und niemand mag behaupten, dass dort keine Minusgrade herrschen. In Italien und Griechenland tankt man im Sommer schon einmal Gas mit einem 80 %igen Butananteil, auch dort laufen die Fahrzeuge mit Autogas proplemlos.
Florian Melber, Generalimporteur aus Athengstett klärt hier auf: ,,Ist die Gasanlage sauber eingestellt, kann die Adaptionsfähigkeit des Steuergerätes die unterschiedlichen Kraftstoffzusammensetzungen proplemlos verarbeiten. „Porblematisch wird es jedoch, wenn der Umrüster bei der Kalibrierung des Gassteuergräts geschludert hat. Kommen dann noch Fertigungstoleranzen oder laufzeitbedingter Verschleiss hinzu, sind selbst die besten Steuergeräte überfordert. Es macht also keinen Sinn, wie einige Werkstätten behaupten, mangelnde Funktionstüchtigkeit der Gasanlage mit schlechter bzw. unterschiedlicher Gasqualität zu begründen und den Kunden zu vertrösten.
Loht die Umstellung?
Doch was hat es mit den unterschiedlichen Mischungen auf sich? Im Sommer will man den Kunden ein einheitliches Produkt zur Verfügung stellen, das aus 60 % Butan und 40 % Propan besteht. Beim Butan ist der Energiegehalt geringfügig höher, der Dampfdruck jedoch niedriger. Wer mit dem Begriff Dampfdruck nichts anfangen kann, für dem sei es einfacher erklärt. Butan ist bei einer Temperatur von minus 0,5 Grad drucklos und würde als flüssige Masse im Tank schwimmen, bei Propan stellt sich dieser Zustand erst ab minus 42 Grad ein. Deshalb fährt man im Winter einen höheren Propananteil, um so den Truck im Gassystem aufrecht zu erhalten.
Nach Angaben der Gasversorger soll die konstante Mischung mit dem erhöhten Butananteil im Sommer auch dazu beitragen, die Reichweite zu erhöhen. Um das zu erreichen, muss man den Heizwert von Propan und Butan kennen, der generell in Megajoule angegeben wird. Auch das hört sich recht kompliziert an, doch letztlich sagt der Heizwert nur aus, wie viel Energie in einem Liter Kraftstoff steckt. Das sind bei Propan 23,6 Megajoule, bei Butan 26,7 Megajoule. Um das zu erreichen, um wie viel man mit Butan weiter kommt als mit Propan, genügt ein einfacher Dreisatz. Es sind aufgerundet 13 %. Aber wohlgemerkt nur, wenn man statt mit Propan mit Butan unterwegs ist. Bei einer Mischung von naturgemäss 50/50 ist es die Hälfte, nämlich 6,5 %. Ändert man nun den Butan-Anteil um 10% in die eine oder andere Richtung, macht das gerade einmal unter Berücksichtigung aller Faktoren zirka 1 % an der Gesamtreichweite aus. Auf 100 Kilometer würde sich die Sommer- oder Wintermischung als nicht wirklich bemerkbar machen.
Eine weitere, interessante Frage: Wie reagiert mein Motor auf die unterschiedlichen Gasmischungen? Moderne Motoren verfügen über eine Lambdaregelung, die nichts anders macht, als die Gasmischmenge (Luft/Treibstoff) zu regulieren. Das Verhältnis von Kraftstoff zu Luft, das für eine vollständige Verbrennung benötigt wird, nennt man in der Motorentechnik das stöchiometrische Verhältnis. Bei Ottomotoren ligt es bei 1:14,7, das heisst, um einen Teil Benzin vollständig zu verbrennen, benötige ich 14,7 % Teile Luft. Erhöht man den Kraftstoffanteil, spricht man von einem fetten Gemisch, senkt man den Kraftstoffanteil, von einem mageren Gemisch. Bei vollständiger Verbrennung herrscht der Zustand von Lambda.
Die Labdasonde ist in Verbindung mit dem Steuergerät ständig bemüht, die vorgegebenen Werte einzuhalten. Sinkt der Heizwert des Gases, zum Beispiel durch einen geringeren Butananteil, gibt sie den Befehl zum ,,Anfetten“, also zum erhöhen der Kraftstoffmenge, um wieder Lambda 1 zu erreichen. Das gleiche funktioniert natürlich auch in umgekehrter Richtung. 15 bis 20 % Adaption, also Angleichung an die Kraftstoffqualität, sind eigentlich kein Problem für die Lambdasonde und Steuergrät. Geht es über diesen Wert hinaus, geht die Motorkontrolleuchte an. Die gesamten Mischverhältnisse unterschiedlicher Gase in ganz Europa überschreiten diese Grenzen jedoch nicht, so dass hier die Ursache für ein Aufleuchten der Kontrolleuchte nicht zu suchen ist. Der Fehler leigt dann meistens beui der Gasanlage beziehungsweise deren Einstellung und damit beim Umrüster.
Fazit
Das Thema Sommermischung bzw. Wintermischung können wir uns sparen. Der Reichweitenvorteil des Butan ist zweifelsfrei aufgrund der physkalischen Eigenschaften bringt, ist als Argument kaum tauglich, denn er ist so gering, dass ihn der normale Gasfahrer kaum wahrnehmen kann. Andere Faktoren wie Gastemperatur oder Pumpendruck machen es faktisch unmöglich, eine Aussage zu treffen. und falls, was bei der Umstellung sicherlich auftritt, wieder irgendeine umrüstende Werkstatt die Schuld auf das Gas schiebt, sollte dieser Beitrag genügend Argumente dazu liefern, die Aussage ins Rech der Fabel zu verweisen.