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Autogas in der Schweiz

Vorwärmen schont Motor, Umwelt und den Geldbeutel

Auto Gas Jornal Heft Nr. 1 Ausgabe Januar / Februar 2011

Mit der Standheizung am besten gleich auf Autogas starten

Monovalent mit Autogas betriebene Fahrzeuge gehören zur hohen Schule des Gasanlagebaus. Sie sind, zumindest in unseren Breiten, nur mit flüssig eingespritzenden LPG-Komponenten zu realisieren, da bei herkömmlichen Anlagen mit Verdampfer-Technik selbst bei Minus-Temperaturen das Autogas bekanntlich erst einmal seinen Aggregatzustand von flüssig in gasförmig verändern muss. Doch es gibt noch einen anderen, für Fahrer, Motor und Umwelt durchaus angenehmeren Weg, auf das teure Startbenzin zu verzichten und gleich mit Gas zu starten: Den Einbau einer Standheizung. Wer sich den Luxus gegönnt hat, bei Temperaturen von minus 15 Grad in seinen wohlig vorgeheizten Wagen zu steigen, um genussvoll-mitleidig einen Blick auf seinen einskratzenden Nachbarn in der Parkbucht zu werfen, wird dem Gott der Autofahrer für die Erfindung der Standheizung ewig dankbar sein. Ein entsprechendes vorgeheiztes Fahrzeug schaltet unmittelbar nach dem Start auf Autogas um. Das schont nicht nur Umwelt und Geldbeutel, sondern auch den Motor.

Das konnten Autofahrer in diesem Winter schon zur Genüge am eigenen Leib erfahren. Die Redaktion des AutoGas Journal machte die Prope aufs Exempel. Ein Kia C’eed mit einem Zwei-Liter-Motor wurde wahlweise in vorgeheizten und im kaltem Zustand gestartet. Die Assentemperatur betrug jeweils minus 15 Grad. Dazu war in diesem Winter der Besuch einer Kältekammer nicht erforderlich. Mutter Natur lies den Test unter Realbedingungen zu. Als Heizquelle diente eine Standheizung aus dem Hause Webasto. Die Gasanlage wurde entsprechend umprogrammiert, so das sich schon bei 35 Grad Wassertemperatur ihren Betrieb aufnahm.

Mit kaltem Motor

Zunächst das übliche Szenario, das bestens bekannt sein dürfte. Raus aus dem Haus, in die Kälte: Und minus 15 Grad fühlen sich bei Wind an wie minus 20 Grad und weniger. Gleichzeitig muss man hoffen, dass die Tür nicht eingefroren ist und das Auto problemlos startet. Nach der Strassenverkehrsordnung (ist auch für die Schweiz gültig) ist es zwar verboten, ein Fahrzeug warmlaufen zu lassen, doch bei diesen Temperaturen bleiben auch die Ordnungshütter lieber hinterm warmen Offen. Was folgt, ist die mühselige Prozedur des Eiskratzen. Alle Scheiben sind mit einer dicken Eisschicht überzogen. Im Eiltempo werden die Scheiben von der nächtlich aufgebauten Schicht befreit, bevor man hinter dem Steuer Plat nehmen kann. Die empfindliche Nadel des Kühlwasserthermometers hat sich noch keinen deut bewegt, in der Fussmatte ist das Eis des Schmelzwassers noch gefroren und die Atemluft erstarrt augenblicklich zu Eisblumen an der Innenseite der Frontschutzscheibe. Es dauert noch eine ganze Weile, bis auch von innen die Scheibe so weit vom Eis befreit ist, damit zumindest ein kleiner Sehschlitz einen Teil der Strasse offenbart. Bis hier hin hat die ganze Prozedur fast zehn Minuten gedauert, bei laufendem Motor, wohlgemerkt. Elf Kilometer später, die Frontscheibe ist jetzt komplett frei, gibt der Sensor am Verdampfer schliesslich sein okay. Der Motor schaltet vom Benzinbetrieb auf Autogas um. Die Temperatur im Innenraum des Fahrzeugs hat schwache 6 Grad erreicht, die Stereoanlage kämpft immer noch gegen das laute Gebläse an.

Bis zu diesem Zeitpunkt lief der KIA gut zehn Minuten im Stand und hatte weitere elf Kilometer auf der Strasse zurückgelegt. Nicht unproblematisch, denn selbst für moderne Motoren ist das Warmlaufen im Stand nicht gerade förderlich, der Verschleiss steigt überproportional an. Dazu muss man wissen, dass ein Katalysator ein nützliches Teil ist, dessen empfindliche Schicht durch eine chemische Reaktion die Abgase abbauen kann. Doch dafür braucht er eine entsprechende Betriebstemperatur, die im Farbetrieb nach gut 20 Minuten erreicht wird. Zuvor entlässt er die Abgase so gut wie unbehandelt ins Freie.

DEKRA-Tests bestätigen Ergebnisse

Diese Erkenntnisse wurden von höchster Stelle mit belastbaren Ergebnissen untermauert: Im Juni dieses Jahres testete das DEKRA-Prüflabor im Auftrag von Webasto eine Standheizung in einem Ford Galaxy 2.0l Diesel sowie in einem VW Golf 1,6l mit Benzin-Motor. Für den Vergleichstest wurden beide Fahrzeuge in einer Klimakammer auf -7 Grad Celsius konditioniert. Der Test verlief wie folgt: In beiden Fahrzeugen heizte die Standheizung 30 Minuten lang, anschliessend wurden beind Pkw für jeweils 20 Minuten im NEFZ-Zyklus gefahren. Als Referenz wurde der Versuch unter demselben Bedingungen auch als Kaltstart durchgeführt. Der Test ergab, dass der Ford durch den Warmstart fünf Prozent weniger Emissionen an Kohlenwassertoffen und Stickoxiden (HC plus NOx) und sogar 30 % weniger Kohlenmonixid (CO) ausgestossen hat. Im Golf sanken die Werte  im Vergleich zu einem Kaltstart sogar um 22 % (HC plus NOx) sowie 45 % (CD).

Wohlgemerkt, unter Laborbedingungen und im NEFZ-Zyklus. Auf der Strasse sahen die Werte ganz anders aus: In der Warmlaufphase und während der Fahrt über elf Kilometer wurden, wie sich an der nächsten Tankstelle zeigte, sage und schreibe 3,2 Liter Benzin benötigt, bevor das Fahrzeug im Gasbetrieb an die Zapfsäule rollen konnte. Das verursachte Treibstoffkosten von 4.74 Euro für die ersten elf Kilometer einschliesslich des Warmlaufens.

Mit warmen Motor

Der nächste Test verlief wie folgt: Gastank voll, Benzintank beim abendlichen Abstellen des Motors wieder randvoll gefüllt. Am nächsten Morgen, bei gleichen Aussentemperaturen begann die Prozedur bequem am Frühstücktisch bei der Lektüre der Tageszeitung. Ein kurzer Druck auf die Funk-Fernbedienung der Standheizung am Schlüsselbund und ein blinkendes LED-Licht signalisierte, das die Standheizung über eine Distanz von 200 Meter sowie durch drei Wände und eine Hecke hindurch ihren Betrieb aufgenommen hatte.

Kein Scheibenkratzen, keine von innen beschlagenen Scheiben, wohlige Wärme empfing den Fahrer Innenraum. Willig reagierte der Kia-Motor auf den Zündimpuls, die grüne Lampe der Füllstandsanzeige der Gasanlage zeigte an, dass das Fahrzeug sofort auf Autogas lief. Wiederum wurden elf Kilometer gefahren und schon mal die durch die Standheizung verbrauchte Benzinmenge gemessen. Höchstens 0,2 Liter fehlten aus dem Benzintank, das macht gerade einmal 29 Cent. Ob diese Minimalmenge überhaupt richtig messbar war, bleibt zu bezweifeln. Weder nasse Schuhe noch klamme Finger trübten den Start in den Tag und von Beginn an liessen freie, nicht beschlagene Scheiben einen guten Blick auf das Verkehrgeschehen zu. Im Benzinbetrieb rollte der KIA dann weiter zur Gastankstelle. Für die elf Kilometer wurde gerade einmal ein Liter Autogas zu 74 Cent verbraucht. Kosenlos gab es dazu den Hinweis von der Tankstellenbedienung, zukünftig nicht mehr so geringe Mengen zu tanken. Das konnte einem an diesem Tag die Laune nicht mehr verderben, denn immerhin hatte die Strecke im Vergleich zum Kaltstart am Vortag lediglich 1,03 Euro gekostet.

Erstaunliche Einsparung

Unterm Strich betrug die Ersparnis 3,71 Euro auf elf Kilometer, ein Wert, den selbst die Kommunikationsabteilung nicht für möglich gehalten hätte, haben die eigene Prüfstandversuche, allerdings bei einer Temperatur von Minus sieben Grad, eine westentlich geringere Ersparnis an den Tag gebracht. Zugegeben: Minus 15 Grad sind Extremwerte, die es nicht so oft in Deutschland gibt, doch die Messungen im Prüflabor der Dekraim NEFZ spiegeln nicht den Winter auf deutschen Strassen wieder. Eine Wiederholung des Tests, allerdings bei Temperaturen um den Gefrierpunkt, ergab immer noch eine Ersparnis von 1,89 Euro, weil die Gasanlage aufgrund der höheren Aussentemperatur eher von Benzin auf Gas umschaltet.

Geht man von durchschnittlich zwei Kaltstarts pro Tag aus und rechnet bei milderen Temperaturen mit einer durchschnittlichen Einsparung von 1,50 Euro pro Startvorgang, kann man pro Tag zirka drei Euro für die Amortisation auf die hohe Kante legen. Bei einem Preis von ca. 1.800 Euro inklusive Einbau hätte sich die Standheizung nach 600 Wintertagen für Autogasfahrer amotisiert. Doch das ist nicht das alles entscheidende Kriterium. Der Schutz des Motors, vor übermässigem Verschleiss, die Sicherheit, die man durch eisfreie, nicht beschlagene, Scheiben genisst und der allmorendliche Kälteschock sind gute Argumente für eine Standheizung, die zudem noch den Wiederverkaufswert entsprechend erhöht. Nicht mit Geld zu bezahlen sind aber die neidischen Blicke der eiskratzenden Nachbarn, wenn man gelassen in das eisfreie, vorgewärmte Auto steigt und freundlich grüssend davonfährt.

Eigener Kommentar zu diesem Artikel

Leider hat es seinen Preis die Standheizung aber auf der anderen Seite wenn man die die hohen Benzinpreise an den Tankstellen sieht und kein teures Benzin tanken muss ist es eine gute Alternative wenn man nur noch mit Autogas fahren kann auch bei tiefen Temperaturen im Winter. Denn die Benzinpreise sind hoch und die Wahrscheinlichkeit ist gross das der Literpreis für Benzin in Zukunft nicht mehr bezahlbar ist.

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